Büste eines Jungen, Émile Truffot (1843-1895)

Büste eines jungen Knaben
Möglicherweise eine posthume Darstellung des jungen kaiserlichen Prinzen, Sohn des Kaisers Napoleon III.
Original Terrakotta
signiert E Truffot und datiert 1884.
Höhe: 44 cm
leichter Splitter an der hinteren Basis des Sockels (siehe Foto)

Emile Louis Truffot ist der Sohn des Schlossers Joseph Alphonse Truffot, der in Bourges geboren wurde, und der in Hornaing bei Valenciennes geborenen Françoise Lamendin. Das Ehepaar betreibt eine Eisenwarenhandlung in Valenciennes.
Truffot besuchte die Akademien in Valenciennes und später in Paris, wo sich die Familie Anfang der 1860er Jahre niederließ, nachdem das Eisenwarengeschäft in Valenciennes 1853 Konkurs angemeldet hatte. Er war zu dieser Zeit Schüler von Duret und näherte sich später Carpeaux an.
In einem Brief von 1878 schrieb er über Carpeaux: "Nachdem ich ein eifriger Gast in seinem Atelier und seinem Haus gewesen war, habe ich ihn zur Zeit seiner Hochzeit völlig aus den Augen verloren [...] Ich erinnere mich an die kleinsten Momente, die ich in seiner Gesellschaft verbracht habe, an seine bildhaften und aus dem Stegreif ausgeführten Korrekturen. Er war wirklich ein wahres Genie, mächtig in allen Dingen".
Nach dem Tod seines Bruders Georges im Jahr 1861 fertigte er eine Büste für dessen Grab im Père Lachaise an und heiratete später dessen Witwe. Er wird übrigens in derselben Grabstätte beigesetzt.
Truffot erhielt den ersten großen Preis von Rom nicht, war aber gerade dabei, es erneut zu versuchen, als die Altersgrenze dafür von 30 auf 25 Jahre gesenkt wurde... Er war auf einmal zu alt geworden! Als die Grenze dann wieder auf 30 Jahre gesetzt wurde, hatte der Bildhauer geheiratet und würde den Wettbewerb nicht noch einmal versuchen.
1889 bat er den Bürgermeister von Valenciennes, den Minister für schöne Künste zu bitten, den Gips seiner Gruppe "Le berger Jupille luttant avec un chien enragé" im Museum zu hinterlegen: Die Gruppe kam sechs Monate später dort an, ist aber seitdem verschwunden, wahrscheinlich bei einem Brand im Museum des Rathauses. Die Gruppe stellt einen Schäfer namens Jupille dar, der von einem tollwütigen Hund gebissen wurde und 1885 einer der allerersten Patienten war, die von Louis Pasteur von Tollwut geheilt wurden. Die Bronzestatue wird jedoch im Pasteur-Institut in Paris aufbewahrt, und Jupille selbst, der als Wärter im Institut arbeitete, posierte stolz zu seinen Füßen.
Die Statue ist sehr unbekannt, doch in den 1960er und 1970er Jahren hatte jeder eine Abbildung davon in der Hand: Sie illustrierte den 5-Franc-Schein "Pasteur", der in einer Auflage von über 300 Millionen Exemplaren gedruckt wurde!
Truffot erlitt am 20. Oktober 1894 einen Schlaganfall, ein weiterer wurde ihm am 20. Oktober 1895 zum Verhängnis. Er hinterlässt eine Witwe und seine Tochter Marie Louise, die Tochter von Georges, die ebenfalls Künstlerin wird und ab 1903 als Zeichenlehrerin bei der Stadt Paris Karriere macht.
Das Museum in Valenciennes bewahrt von ihm eine Terrakotta-Büste auf, die Carpeaux darstellt und mit "1876/Son élève/E. Truffot". Außerdem war er der Praktiker, der die Büsten von Abel und Albert Hamoir von Carpeaux in Marmor anfertigte.

Das letzte Bild ist die Terrakotta-Büste von Carpeaux, die Truffot anfertigte. Sie können darauf die für Carpeaux charakteristische Behandlung der Kleidung und der gebundenen Krawatte des Künstlers erkennen, die in jeder Hinsicht mit der unseres Jungen vergleichbar ist.

Bibliografie: Freunde des Museums von Valenciennes

Ref: F5SIZETPQV